Nach acht aufeinanderfolgenden Jahren mit stark steigenden Pflegetierzahlen, die im Jahr 2021 erstmals die 4.000er-Marke überschritten, „reduzierte“ sich die Anzahl der versorgten Tiere im vergangenen Jahr recht deutlich: es wurden 3.764 Tiere aus 187 Arten im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde versorgt.
„Was zunächst einmal begrüßenswert erscheint, kann auch als Warnsignal gedeutet werden“, berichtet Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums. Am eindrücklichsten lässt sich dies an den gepflegten Singvögeln erläutern, deren Anzahl sich im vergangenen Jahr um 239 Tiere im Vergleich zum Vorjahr reduzierte. „Diese Artengruppe hatte in den letzten Jahren – verstärkt durch mehrere Trockenjahre – große Probleme, ausreichend Nahrung für ihren Nachwuchs heranzuschaffen. Als Folge dessen gab es flächendeckend zahlreiche unterernährte Jungvögel, von denen ein Teil im NABU-Artenschutzzentrum versorgt wurde und hier für steigende Pflegetierzahlen sorgte“, so Rogoschik.
Aufgrund der relativ kurzen Lebensspanne von Singvögeln bedeutet der verstärkte Ausfall von Nachwuchs über mehrere Jahre, dass auch der Gesamtbestand an Singvögeln spürbar schrumpft und somit auch weniger zu pflegende Tiere im NABU-Artenschutzzentrum ankommen. Die häufigsten aufgenommenen Singvögel waren erneut Haussperlinge mit 390 Individuen, gefolgt von Amseln (214), Mehl- (183) und Rauchschwalben (104).
Obwohl die Anzahl der zu pflegenden heimischen Vögel im vergangenen Jahr mit einem Minus von 365 Tieren im Vergleich zum Vorjahr deutlich abnahm, wurde mit 2.538 Vögeln aus 98 Arten immer noch der dritthöchste, je festgestellte Wert erreicht. Die Summe der Tag- und Nachtgreifvögel belief sich auf 190 Tiere, wobei hier die häufigsten Arten Mäusebussard und Turmfalke waren. Insgesamt wurden 36 Weiß- und drei Schwarzstörche gepflegt. „Leider treten seit 2015 alljährlich Weißstörche als Pfleglinge auf, die Gummibänder gefressen haben, die letztendlich zum Tode führen können. Eine Verbesserung dieser Situation ist nicht in Sicht“, bedauert die Naturschützerin.
Neben 17 Papageien, die sich leider nur äußerst schwer vermitteln lassen, wurden auch 584 Reptilien gepflegt, davon 329 Europäische Sumpfschildkröten, die im Zuge des Zucht- und Auswilderungsprojektes gehalten werden. „Als besonderer Meilenstein konnte die erste erfolgreiche Freilandreproduktion eines im Jahr 2016 ausgewilderten Weibchens dokumentiert werden“, erläutert Bärbel Rogoschik. Des Weiteren teilte sich die Gruppe der Reptilien in 95 Wasserschildköten, 88 Landschildkröten, 34 Schlangen sowie 38 Echsen auf.
Bis auf einen deutlichen Rückgang der im NABU-Artenschutzzentrum gepflegten Igel, hat sich in der Gruppe der Säugetiere im Vergleich zum Vorjahr kaum etwas geändert. Diese summierten sich im Bezugsjahr auf 583 Tiere aus 21 Arten, zu denen der Igel als häufigste Art mit 352 Exemplaren (96 weniger als im Vorjahr) beisteuerte. Auch hier können die fallenden Zahlen, bedingt durch eine ähnliche Wirkungsweise wie bei den Singvögeln, auf einen sinkenden Freilandbestand dieser insektenfressenden Art hindeuten. In die Rubrik der Säugetiere fallen auch sieben Wildkatzen, von denen bereits sechs Tiere ausgewildert wurden.
Insgesamt stammen die im vergangenen Jahr im NABU-Artenschutzzentrum versorgten Tiere aus 54 Landkreisen oder kreisfreien Städten aus 12 Bundesländern oder Stadtstaaten. Aufgrund der Lage des Zentrums im Landkreis Gifhorn, kamen auch im vergangenen Jahr die meisten Tiere (1.003) aus eben diesem Bereich, gefolgt von Braunschweig mit 508 Tieren, Peine mit 375, Wolfsburg mit 297 und Hildesheim mit 228 tierischen Pflegefällen.
„Trotz des Rückganges um 204 Tiere, war die Kategorie der „Waisen“ mit 1.265 Tieren mit weitem Abstand traditionell die zahlenstärkste“, berichtet Joachim Neumann, Mitarbeiter im NABU-Artenschutzzentrum. „Dem folgen traditionell die Tiere, die durch Kollisionen (481) mit beispielsweise Kraftfahrzeugen oder Scheiben zu Schaden kommen. Als nächstfolgende Ursache sind die Verletzungen durch andere Tiere (227), zumeist Hauskatzen, zu nennen. Einen deutlichen Zuwachs hatten die sogenannten Witterungsopfer zu verzeichnen, die im Bezugsjahr mit 219 Tieren zu Buche schlugen. Ursache hierfür waren hauptsächlich Hitzephasen im Mai und der zweiten Junihälfte, die vor allem den Gebäudebrütern zu schaffen machten. In der folgenden Kategorie der Zivilisationsopfer (183) sind die Tiere zusammengefasst, die durch Handlungen, Bauwerke, Hinterlassenschaften etc. des Menschen zu Schaden gekommen sind. Hierzu zählen auch fast alle „Kollisionsopfer“ und ein Großteil der „Waisen“, welche aber aufgrund der Vielzahl der Fälle seit jeher in eigenen Kategorien geführt werden. So sind auch im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Tiere in ungesicherte Schornsteine, Fenster- und Lüftungsschächte, Kellerabgänge oder Pools gefallen oder haben sich in Schnüren, Netzen, Drähten oder Müll verfangen. Ebenfalls leicht zu verhindern wären Fälle, bei denen Tiere an Leimringen, Klebefallen oder Mausefallen zu Schaden gekommen sind. Nach wie vor auf hohem Niveau bewegt sich die Zahl der entwichen oder ausgesetzt aufgefundenen Tiere (137). In aller Regel handelt es sich hier um exotische Tiere, die unter den hiesigen klimatischen Bedingungen nur kurzzeitig oder zumindest nicht dauerhaft überlebensfähig sind. Die letzte zu beschreibende Kategorie mit dreistelliger Fallzahl ist die der behördlich eingezogenen Tiere (104) aufgrund von Verstößen gegen das Artenschutz- oder Tierschutzgesetz.“
2022 fanden insgesamt 77 Veranstaltungen statt, an denen 1.376 Menschen teilnahmen. Hinzu kam das Storchenfest mit geschätzten 4.000 Personen, das nach drei Jahren endlich wieder stattfinden konnte. Mit diesen Zahlen liegt das Zentrum etwas über der Hälfte der „normalen Jahre“. So gab es 2022 noch Einschränkungen bezüglich Corona sowie kurzfristige Absagen von gebuchten Veranstaltungen aufgrund einer Coronaerkrankung. Erschwerend kam die Vogelgrippe im Landkreis Gifhorn hinzu, so dass das Zentrum erst wieder am 21. März für Besucher öffnen konnte.
Große Sorgen macht die Vogelgrippe, die mittlerweile nicht mehr „nur“ in der Vogelzugzeit ein
Thema ist, sondern auch in den Sommermonaten grassiert und zu erheblichen Einschränkungen bezüglich der Pflege und Aufnahme von Vögeln als auch zur Schließung des Geländes führen könnte. „Des
Weiteren machen uns die Kostensteigerungen auf allen Ebenen (Energie, Wasser, Futter, tierärztliche Versorgung, Medikamente) Sorgen. Infolgedessen werden wir keine neuen Baumaßnahmen anstreben,
sondern das Nötigste reparieren und Instanthaltungsmaßnahmen durchführen“, erläutert Uwe-Peter Lestin, 1. Vorsitzender des Förderkreises vom NABU-Artenschutzzentrum.
Der seit dem Jahr 2018 rasante Anstieg der Pflegetierzahlen setzte sich auch im vergangenen Jahr mit erstmals über 4.000 zu pflegenden Tieren in einem Jahr fort. Mit 4.185 Tieren aus 198 Arten wurde das höchste Ergebnis seit Bestehen des NABU-Artenschutzzentrums erreicht.
„Diese Entwicklung ist überwiegend auf die wachsende Anzahl an Pfleglingen aus der Gruppe der heimischen Vögel zurückzuführen“, sagt Bärbel Rogoschik, „die durch zunehmenden Insektenschwund, Trockenheit und die Hitze der letzten drei Jahre Probleme besonders bei der Aufzucht ihrer Jungen hatten“.
So wurden 2.903 heimische Vögel gepflegt, eine Tieranzahl, die bis 2017 noch nicht einmal als Gesamtzahl an Tieren erreicht wurde. Zu den zahlenmäßig häufigsten versorgten Singvögeln zählten Haussperlinge mit 476, Amseln mit 273, Mehlschwalben mit 137 und Rauchschwalben mit 109 Individuen.
Als besondere Vögel wurden 5 Rotmilane, 3 Wanderfalken, eine Kornweihe (selten, s. Foto bei der Auswilderung), 6 Uhus, ein Schwarzstorch, ein Knutt (absolute Seltenheit im Inland), ein Wiedehopf sowie 4 Wasserrallen aufgenommen.
Die Ursachen der Einlieferung waren vielfältig und gingen teilweise auf menschliches Handeln zurück. So wurden 1.469 Vogelwaisen eingeliefert, deren Aufzucht bei Singvögeln Großteils mit Insekten stattfindet, deren Bestände bekanntermaßen rückläufig sind. Die drei trockenen Jahre haben diese Tendenz sicher noch verstärkt. Auch Anflugopfer (meist Kraftfahrzeuge oder Scheiben) nahmen mit 521 Fällen einen hohen, aber konstanten Wert ein, deren Folgen für die Tiere durchaus tödlich sein können. Weitere Ursachen stellen Verletzungen durch andere Tiere dar (285 Fälle, meist Hauskatzen) sowie eine Kategorie von Zivilisationsopfern mit 246 Tieren, die durch Gruben, Netze, Klebefallen, Wassertonnen, diverse Gartengeräte wie Freischneider, Mähroboter bis hin zu Straftaten wie das Entfernen von Nestern zu Schaden gekommen sind.
Neben den 21 exotischen Vögeln, allesamt Papageien, war die Gruppe der gepflegten Reptilien und Amphibien mit insgesamt 503 Tieren in 57 Arten erheblich größer.
Für das Projekt zur Zucht und Auswilderung der Europäischen Sumpfschildkröten wurden 243 Individuen gehalten. Aber auch die Pflege und Unterbringung von 57 unterschiedlichen Reptilienarten verlangte eine sehr hohe Flexibilität. 76 Landschildkröten in 7 Arten, 84 Wasserschildkröten in 16 Arten, 56 Schlangen in 16 Arten und 34 Echsen in 15 Arten sowie 3 Amphibienarten mussten täglich, von dem drei Zentimeter großen Gecko bis zur über drei Meter langen Riesenschlange oder der bissigen sieben Kilo schweren Schnappschildkröte, artgerecht versorgt werden.
Bedauerlicherweise wurden im letzten Jahr wieder 139 exotische ehemalige Hausgenossen, die im Freiland gefunden wurden, aufgenommen, von denen nur ein geringer Teil wohl von selbst die Flucht ergriffen hatte.
Extrem hoch war im Jahr 2021 auch die Gruppe der Säugetiere, die mit 696 Tieren in 21 Arten einen Höchstwert erreichte.
Die einmal mehr häufigste Art war der Igel mit allein 447 Individuen. Zum allerersten Mal wurde ein Biber versorgt, der nach zweiwöchiger Behandlung wieder gesund ausgewildert werden konnte.
Mit Abstand die meisten Tiere (1.078) wurden aus dem Landkreis Gifhorn ins Zentrum gebracht, dann folgt der Landkreis Peine mit 543 Tieren, die Stadt Braunschweig mit 514, die Region Hannover mit 322, die Stadt Wolfsburg (297) und die Landkreise Hildesheim (244), Celle (236), Helmstedt (188), Wolfenbüttel (153) und Salzgitter (144). Insgesamt kamen die Pflegetiere aus 57 Landkreisen oder Städten aus 11 Bundesländern oder Stadtstaaten.
Durch das Auftreten der Pandemie, verbunden mit einer Schließung des Freigeländes, konnte die so wichtige Umweltbildung über viele Monate nicht stattfinden. Erst ab Juni wurde damit wieder eingeschränkt gestartet. Immerhin fanden 48 Veranstaltungen statt, an denen 681 Personen teilnahmen. Leider konnte zum zweiten Mal das Storchenfest nicht stattfinden.
„Die Rettung von Rehkitzen vor dem Mähtod wird mittlerweile seit vier Jahren durch das NABU-Artenschutzzentrum betrieben“, berichtet Joachim Neumann. „In dieser Zeit wurden etwa 200 Rehkitze mittels Drohne mit Wärmebildkamera aufgespürt und gesichert. Im letzten Jahr wurden 63 Kitze gefunden. Als Besonderheit haben wir auch zwei Rohrweihennester gefunden und in Absprache mit der Naturschutzbehörde und den Landwirten eine Einigung zu Gunsten der Jungtiere erzielt“.
Es bleibt zu hoffen, dass das Jahr 2022 etwas besser wird und das Storchenfest Ende April endlich wieder stattfinden kann. Weniger tierische Notfälle, ausgewogenere Wetterlagen und endlich ein Ende der Coronapandemie wäre traumhaft. Dies wird wahrscheinlich nicht passieren. Da seit dem 21. Dezember Aufstallungsgebot wegen der Geflügelpest besteht, fängt das Jahr 2022 nicht positiv an.
Im Jahr 2020 wurde das NABU-Artenschutzzentrum 40 Jahre alt. Eigentlich war der Plan, dies im Rahmen des Storchenfestes entsprechend zu würdigen. Doch es kam, wie für alle Menschen auch, anders.
Das als Corona-Jahr in die Geschichte eingehende Jahr war auch in Leiferde ein neuer Meilenstein. So wurden 3.939 Tiere in 216 Arten, so viele wie nie zuvor, gepflegt. Veranstaltungen fanden kaum mehr statt und das Zentrum musste monatelang schließen.
„Es war ein sehr besonderes Jahr, in dem wir viele Einschränkungen hinnehmen mussten“, schildert Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums. „Der Zuspruch der Menschen, die uns trotz der Widrigkeiten Tiere gebracht haben war allerdings ungemein groß“. Die Spendenbereitschaft war bemerkenswert und reichte vom Tierfutter über Werkzeug, Waschmittel, Patenschaften bis zu maßgeblichen Geldbeträgen. „Ohne diese Unterstützung hätten wir das Jahr nicht überstanden“, berichtet sie weiter. „Ich erinnere mich aber besonders an die Spende eines Jungen, der sein Taschengeld für die Tiere geopfert hat, an eine Schulklasse, die uns Storchenbilder gemalt hat und an unendlich viele liebe Worte von so vielen Menschen, die uns mental unterstützt haben“.
Eine klare Zunahme gab es, wie in den letzten Jahren auch, bei den heimischen Vögeln. So wurden 2.682 Individuen aus 95 Arten versorgt. Da es sich dabei zum überwiegenden Teil um Singvögel handelte, liegt der Grund höchstwahrscheinlich an der geringeren Verfügbarkeit der Insekten, deren Abwärtstrend durch die trockenen letzten Jahre noch verstärkt wurde. Ein Ergebnis dieser Situation war, dass viele Singvögel nicht genug Nahrung für ihren Nachwuchs sammeln konnten, so dass sich die Jungvögel in einem verhältnismäßig schlechten Zustand befanden. Die häufigsten Arten bei den Singvögeln waren Haussperlinge mit 329, Amseln mit 216, Mehlschwalben mit 179, Rauchschwalben mit 121 und Kohlmeisen mit 96 Individuen. Der Umstand, dass neben den Singvögeln auch andere Insektenfresser wie Mauersegler (126 Individuen) und Igel (366 Individuen) in steigenden Zahlen versorgt werden mussten, bekräftigt diese Vermutung.
Auch die Coronasituation mit der erhöhten Aufmerksamkeit vieler Menschen auf ihre Umgebung trug dazu bei, dass vermehrt Tiere ins Zentrum gelangten, die sich nicht immer als Notfälle herausstellten.
Bei den Tag- und Nachtgreifvögeln wurden insgesamt 305 Exemplare gepflegt, wobei die häufigsten Vertreter Turmfalken (117), Mäusebussarde (61) und Schleiereulen (47) waren. Allesamt Mäusefresser, deren Beute im Sommer noch gut vertreten war, zum Herbst gebietsweise schon weniger wurde.
Der Weißstorch, als Wappenvogel des Naturschutzbundes, konnte in Niedersachsen und Bremen auf ein neues hohes Niveau von 1.306 Brutpaaren steigen, nicht zuletzt durch das Angebot von stetig zunehmenden Nisthilfen und einer hohen Mäusepopulation im Sommer, der die Trockenheit sehr zugute kam. Im Zentrum wurden 37 überwiegend junge Weißstörche versorgt. Leider setzte sich der „Trend“ der letzten Jahre, dass die Nahrungssuche bei den Weißstörchen auf Mülldeponien stattfindet, fort und im Zentrum wurden allein 3 Jungstörche mit Gummibandaufnahme eingeliefert, denen es augenscheinlich schlecht ging.
Äußerst selten aber sehr erfolgreich war die Versorgung von vier jungen Schwarzstörchen (zwei davon aus Schleswig-Holstein), deren Bestand bei uns keineswegs als gesichert gelten kann. So wurden jeweils zwei Jungvögel aus zwei Nestern geborgen, deren Geschwister, wohl auf Grund der anhaltenden Trockenheit und damit mangelnder Nahrungsgrundlage, schon verendet waren.
In der Minderzahl, wenn auch nicht beim Pflege- und Platzaufwand, befanden sich 23 Papageien aus 13 Arten. Da es sich bei den meisten Tieren um, von Behörden eingezogene, Einzeltiere (was es gar nicht mehr geben dürfte) handelte, deren gesundheitlicher Status nicht der beste war, lassen sich die meisten dieser wunderbaren Vögel nur schwerlich vermitteln.
Wie schon die Jahre zuvor, war die Gruppe der Reptilien mit 505 Tieren aus 50 Arten wieder gut vertreten. Hierbei kam es im Jahr 2020 zu zahlreichen, aber mengenmäßig kleineren Einziehungen. Die hohe Anzahl der unterschiedlichen Arten lässt jedoch die Vielgestaltigkeit der zu pflegenden Reptilien erahnen. Kann man bei der Versorgung von 52 Griechischen Landschildkröten von Routine sprechen, so ist die Pflege von zwei Gelben Anakondas, aus unsachgemäßer Haltung, eher das Gegenteil.
Die größte Anzahl der Reptilien machten die Europäischen Sumpfschildkröten aus, welche mit 222 Tieren zu Buche schlugen und im Zentrum für das Projekt zur Zucht und Auswilderung dieser in Deutschland einzigen Schildkrötenart Verwendung finden. 51 Tiere konnten im Jahr 2020 ausgewildert werden.
Nachdem im Jahr 2019 erstmals über 500 Säugetiere aufgenommen werden mussten, kletterte die Zahl im letzten Jahr auf 628 in 29 Arten. Mehr als die Hälfte waren Igel mit 366 Tieren, welche als Insektenfresser offensichtlich auch einen schweren Stand hatten, ebenso wie 74 eingelieferte Fledermäuse.
Auch 36 Wirbellose (Vogelspinnen und Skorpione) wurden im Zentrum aus neun Arten gepflegt, darunter 26 Vogelspinnen die zur Klärung der Eigentumsverhältnisse eingestellt wurden. Obwohl das Zentrum ausschließlich für Wildtiere zuständig ist, wurden trotzdem 40 Haustiere aus 14 Arten notfalltechnisch aufgenommen.
Durch die Lage des Zentrums im Landkreis Gifhorn, stammten die meisten Tiere (1.062) aus diesem Gebiet. Der zweite Platz wird vom Landkreis Peine mit 488 Pflegetieren eingenommen. Danach folgt die Stadt Braunschweig mit 427 Tieren, die Region Hannover mit 339 sowie die Stadt Wolfsburg mit 273 Tieren, die Landkreise Hildesheim mit 226 und Celle mit 221. Danach folgen Helmstedt mit 191 und Wolfenbüttel mit 131 Pflegetieren. Generell wurden Tiere aus 51 Landkreisen oder kreisfreien Städten aus 11 Bundesländern oder Stadtstaaten versorgt.
Waren es 2019 noch 133 Veranstaltungen, die im NABU-Artenschutzzentrum stattfanden, so ging dies 2020 durch die coronabedingten Einschränkungen auf 25 zurück, zu denen lediglich zwölf Prozent der Teilnehmer von 2019 kamen. Nicht eingerechnet hierbei ist auch das Storchenfest, dass 2019 ausfallen musste.
Wie die Jahre zuvor, so kam auch 2020 die von BINGO Lotto gesponserte Drohne zur Rettung von Rehkitzen vor dem Mähtod zum Einsatz. Auf diese Art und Weise konnten 74 Kitze gerettet werden.
Aussicht
Es bleibt abzuwarten, wie sich das Jahr 2021 gestalten wird. Die Zahl der Pflegetiere wird wahrscheinlich weiter ansteigen und die 4.000 überschreiten. Auf Grund der Coronapandemie gibt es weiterhin Einschränkungen auf vielen Ebenen, nicht zuletzt der finanziellen. In dieser Situation heißt es weitermachen, diese Zeit überstehen und gesund bleiben.
Mit 3.612 Tieren aus 200 Arten wurde im vergangenen Jahr ein neuer Höchststand bei den Pflegetieren im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde erreicht. Hierbei wurde die Tieranzahl aus dem Vorjahr nochmals um 541 Tiere übertroffen, wobei sich allein schon die heimischen Vögel auf 2.383 Individuen summierten.
„Noch vor wenigen Jahren lag die Gesamtzahl aller Pflegetiere der verschiedenen Gruppen etwa in diesem Bereich, nun sorgen allein die heimischen Vögel für diese Menge an Pfleglingen“, wie Bärbel Rogoschik erläutert. „In zwei Jahren sind unsere Vogelnotfälle um 1.002 Exemplare gestiegen. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass der Insektenmangel und das extreme Wetter der letzten beiden Jahre für viele Vogelarten zu äußerst ungünstigen Lebensbedingungen geführt hat.“
Die häufigsten Pflegetiere unter den heimischen Vögeln waren Haussperlinge (259), Ringeltauben (215), Amseln (171) und Mehlschwalben (149). Als seltenere Arten sind eine Rohrdommel, vier Austernfischer und gleich acht Waldschnepfen hervorzuheben.
Einen hohen Versorgungsaufwand bereiteten im letzten Jahr Rauch- und Mehlschwalben sowie Mauersegler, deren Zahl sich auf 371 summierte. Der überwiegende Teil bestand hier aus Jungtieren, die noch nicht flügge das Nest verlassen hatten. Als Ursache kommen hohe Temperaturen als auch Nahrungsknappheit bei diesen auf Insekten spezialisierten Vögeln in Frage.
Profitiert von der Trockenheit im Frühjahr und Sommer haben die Mäuse und letztendlich deren Fressfeinde die Greifvögel, von denen 199 (darunter 86 Mäusebussarde und 68 Turmfalken) im Zentrum zu versorgen waren. Hervorzuheben sind gleich 15 Rotmilane, von denen neun wieder ausgewildert werden konnten.
Ähnliches wie für die Taggreifvögel gilt auch für die Nachtgreifvögel, die ebenfalls vom Mäusereichtum des vergangenen Jahres profitierten. 78 versorgte Eulen bedeuten auch hier einen neuen Höchstwert. Besonders erfreulich ist der hohe Anteil an Schleiereulen (33 Tiere), was belegt, dass diese Art ihr Bestandstief nach circa zehn Jahren überwunden hat.
Ein zumindest in unseren Breiten sehr erfolgreiches Jahr kann für den Weißstorch bilanziert werden, bei dem 1.133 Paare in Niedersachsen und Bremen 2.463 Junge zum Ausfliegen brachten. Auch hier avancierten Mäuse zur Hauptbeute. Im NABU-Artenschutzzentrum ist dieser Storchenboom glücklicherweise noch nicht angekommen. Es wurden 34 Weißstörche versorgt, von denen 17 wieder ausgewildert werden konnten. Auffällig war, dass fast alle im NABU-Artenschutzzentrum versorgten Jungstörche sogenannte Hungermale im Gefieder aufwiesen, was auf eine zeitweise Nahrungsunterversorgung deutet.
Da im Jahr 2019 keine größeren Beschlagnahmungen durchgeführt wurden, sank die Zahl der zu versorgenden Reptilien auf 302 Tiere aus 46 Arten. Diese Zahl liegt aber noch immer deutlich über dem, was an Reptilien vor den beschlagnahmungsreichen Jahren 2017 und 2018 im NABU-Artenschutzzentrum zu versorgen war. Besonders dreist war ein Fall einer selbsternannten Reptilienauffangstation, deren Geschäftsmodell es war, übrig gebliebene oder unliebsam gewordene Reptilien gegen Schutzgebühr aufzunehmen und später gegen eine weitere Schutzgebühr mit Gewinn wieder abzugeben.
Im Rahmen des Zucht- und Wiederansiedlungsprojektes für die Europäische Sumpfschildkröte konnten im vergangenen Jahr weitere 38 Tiere in die Freiheit entlassen werden, so dass nunmehr 300 Tiere ausgewildert wurden. Zudem wurden in einem Zusatzprojekt gewässernahe Brutplätze mit angrenzenden Flachgewässern zur Eiablage geschaffen.
Erstmals die Fünfhunderter-Marke überschritten haben die im NABU-Artenschutzzentrum gepflegten Säugetiere. Mit Abstand die häufigste Art war der Igel, welcher mit 333 Tieren zugegen war. Darüber hinaus wurden auch 50 Eichhörnchen und 48 Zwergfledermäuse versorgt. Als Besonderheit ist ein junger Fischotter zu nennen, der weit abseits des nächsten Gewässers überaus hungrig aufgelesen und dem Otterzentrum in Hankensbüttel zur weiteren Aufzucht übergeben wurde. Von sechs aufgenommenen Wildkatzen konnten vier bereits ausgewildert werden, die zwei weiteren sollen im Frühjahr 2020 folgen.
Wie in jedem Jahr stammen die meisten Tiere aus dem Landkreis Gifhorn, erstmals wurde mit 1.109 Tieren jedoch die Tausender-Grenze überschritten. Danach folgten die benachbarten Landkreise, bzw. Städte Peine (416 Ind.), Braunschweig (384 Ind.), die Region Hannover (258 Ind.), Wolfsburg (241 Ind.), Celle (222 Ind.), Hildesheim (205 Ind.) und Wolfenbüttel (151 Ind.). Insgesamt erreichten das Zentrum Tiere aus 53 Landkreisen oder kreisfreien Städten aus 10 verschiedenen Bundesländern oder Stadt-Staaten.
Nach wie vor besteht die größte Gruppe der zu versorgenden Tieren aus „verwaisten“ Jungtieren, die mit 1.075 Exemplaren einen Höchststand erreichten. Mit gehörigem Abstand folgen die Kollisionsopfer (520) vor den behördlich eingezogenen Tieren (296). Für Joachim Neumann, Mitarbeiter des NABU-Artenschutzzentrums, müsste die Kategorie der behördlich eingezogenen Tiere eigentlich wesentlich mehr Raum einnehmen. „Bei den beschlagnahmten Tieren handelt es sich fast immer um exotische Reptilien, die entweder schlecht gehalten oder zurückgelassen wurden oder um geschützte Arten, für die keine Herkunftsnachweise vorlagen. Bei den Tieren, die wir letztlich erhalten, handelt es sich fast immer um Zufallsfunde oder um Tiere, die aufgrund von Anzeigen im privaten Bereich eingezogen wurden. Funktionierende Kontrollmechanismen gibt es nicht“.
Die Auswertung der Einlieferungszeiten hat wie in jedem Jahr ergeben, wie wichtig die durchgehende Erreichbarkeit des NABU-Artenschutzzentrums ist. Knapp 30 Prozent aller Tiere erreichten das NABU-Artenschutzzentrum außerhalb der regulären Öffnungszeiten von 9.00 bis 17.00 Uhr.
Über die Tierpflege hinaus fungiert das NABU-Artenschutzzentrum seit den 1990er Jahren auch als Umweltbildungs- und Naturerlebniszentrum. Im vergangenen Jahr fanden 133 Veranstaltungen statt, an denen 2.265 Personen teilnahmen. Hinzu kommt das alljährlich stattfindende Storchenfest, welches zusätzlich von etwa 4.500 Personen besucht wurde.
Uwe-Peter Lestin, der Vorsitzende des Förderkreises des NABU-Artenschutzzentrums zeigte sich einmal mehr begeistert von der Arbeit des NABU-Artenschutzzentrums: „Wenn man sich die stark gestiegenen Tierzahlen anschaut, kann man nachvollziehen, dass jeder Euro im NABU-Artenschutzzentrum willkommen ist. Auf Grund dessen, hat sich der Förderkreis letztes Jahr entschlossen, ein Jahr lang die Kosten für einen Tierpfleger zu übernehmen. Erwähnen möchte ich auch noch das Storchenfest, welches wieder ein tolles Event mit vielen gutgelaunten Besuchern war. Ich freue mich schon auf das diesjährige Storchenfest, das am 26. April stattfindet“.
Mit 3.071 Tieren aus 193 Arten wurde erstmals in der 39-jährigen Geschichte des NABU-Artenschutzzentrums die 3.000er-Marke der zu pflegenden Tiere überschritten. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Zuwachs von über 650 Tieren, die von den Mitarbeitenden versorgt werden mussten. Ursache hierfür war die mit 1.902 Tieren (90 Arten) stark gewachsene Zahl an Pfleglingen aus der Gruppe der heimischen Vögel. Allein diese Gruppe brachte es im Vergleich zum Vorjahr auf einen Zuwachs von 521 Tieren.
Unter den heimischen Vögeln waren für den starken Anstieg an Pfleglingen vor allem Singvögel verantwortlich, von denen allein 911 Individuen (386 mehr als im Vorjahr) im NABU-Artenschutzzentrum aufgenommen wurden. „Über die Gründe lässt sich ausgiebig diskutieren“, berichtet Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums, „Fakt ist aber, dass der vielbeschriebene Rückgang an Insekten für viele (Vogel-)Arten eine extreme Verknappung ihrer Nahrungsgrundlage bedeutet. Die Folge ist, dass besonders Jungvögel in den Nestern betroffen sind, für die von den Altvögeln nicht genug Nahrung herangeschafft werden kann. Als Folge dessen werden vermehrt ganze Bruten aufgegeben.“ Diese Situation wurde im vergangenen Jahr noch durch die extreme Trockenheit verstärkt, die für zusätzliche Engpässe sorgte. So war es beispielsweise Amseln kaum möglich, an Regenwürmer zu gelangen und auch Mücken fielen vielerorts als Nahrungsbestandteil komplett aus.
Unter den heimischen Vögeln waren für den starken Anstieg an Pfleglingen vor allem Singvögel verantwortlich, von denen allein 911 Individuen (386 mehr als im Vorjahr) im NABU-Artenschutzzentrum aufgenommen wurden. „Über die Gründe lässt sich ausgiebig diskutieren“, berichtet Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums, „Fakt ist aber, dass der vielbeschriebene Rückgang an Insekten für viele (Vogel-)Arten eine extreme Verknappung ihrer Nahrungsgrundlage bedeutet. Die Folge ist, dass besonders Jungvögel in den Nestern betroffen sind, für die von den Altvögeln nicht genug Nahrung herangeschafft werden kann. Als Folge dessen werden vermehrt ganze Bruten aufgegeben.“ Diese Situation wurde im vergangenen Jahr noch durch die extreme Trockenheit verstärkt, die für zusätzliche Engpässe sorgte. So war es beispielsweise Amseln kaum möglich, an Regenwürmer zu gelangen und auch Mücken fielen vielerorts als Nahrungsbestandteil komplett aus.
Den höchsten Wert seit zehn Jahren erreichten ebenfalls die im NABU-Artenschutzzentrum gepflegten Säugetiere. Selbige summierten sich im vergangenen Jahr auf 432 Tiere aus 26 Arten. Die wie in jedem Jahr häufigste Art war der Igel, der es auf 262 Individuen brachte.
Einen starken Anstieg verzeichnete auch die Gruppe der Reptilien (und Amphibien). Während im Jahr 2017 erstmals die 300er-Marke (314 Ind.) an Pflegetieren dieser Gruppe überschritten wurde, fiel im vergangenen Jahr mit 440 Tieren aus 48 Arten sogar deutlich die 400er-Marke. Wie auch im Jahr zuvor ist der Grund vor allem in einigen größeren Beschlagnahmungen zu finden, die sich zusammen auf beträchtliche Pflegetierzahlen summierten. Im Sumpfschildkrötenprojekt wurden 173 Tiere gepflegt und das 250-zigste Tier konnte ausgewildert werden.
Durch die Lage des Zentrums im Landkreis Gifhorn, stammen die meisten Tiere (720) aus diesem Gebiet. Der zweite Platz wird vom Landkreis Peine mit 449 Pflegetieren eingenommen. Danach folgt die Stadt Braunschweig mit 318 Tieren, die Region Hannover mit 260, der Landkreis Helmstedt mit 229, die Stadt Wolfsburg mit 175, der Landkreis Celle mit 152, der Landkreis Wolfenbüttel mit 123, der Landkreis Hildesheim mit 108 und Salzgitter mit 86 Pfleglingen.
Um Menschen aller Altersklassen die Möglichkeit zu geben, nicht nur ihre technische Welt, sondern auch die natürliche zu erfahren, bietet das NABU-Artenschutzzentrum zu unterschiedlichen Themengebieten Veranstaltungen an. „Natürlich liegen uns dabei besonders die Kinder und deren Einstellung zur Natur sehr am Herzen“, so Bärbel Rogoschik. Im Jahr 2018 fanden insgesamt 137 Veranstaltungen mit 2.268 Besuchern statt.
„Dazu kamen die Besucher des Storchenfestes mit zusätzlich knapp 5.000 Personen“, so Uwe-Peter Lestin, Vorsitzender des Förderkreises des NABU-Artenschutzzentrums. „Das diesjährige Storchenfest findet am 28. April statt und vielleicht kann dann auch schon eine neue Anlage für Landschildkröten besichtigt werden“, so Lestin. Um den zum Teil jahrelang im Zentrum gepflegten Landschildkröten bessere Lebensbedingungen bieten zu können, wurde im April letzten Jahres mit dem Bau einer neuen Landschildkrötenanlage begonnen, der ab Oktober fortgeführt wurde und 2019 fertig gestellt werden muss.
Ein für viele Menschen wichtiger Termin war die Ankunft von Fridolin am 19. Februar 2018 auf dem Schornstein des Zentrums. Als neue Partnerin war Mai, geschlüpft in Dänemark 2015, an seiner Seite. Wahrscheinlich durch die Unerfahrenheit von Mai bei der Futterbeschaffung, wurde leider nur ein Jungstorch groß.
Auf dem Gelände des Zentrums waren 2018 fünf Storchenpaare ansässig, wovon ein Paar zwar versuchte zu brüten, es auf Grund des Alters (2 und 3 Jahre) aber nicht schaffte.
„Im letzten Jahr wurde mit Hilfe der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung eine Drohne inklusive einer Wärmebildkamera angeschafft“, berichtet Joachim Neumann.
„Hiermit ist es möglich geworden zum Beispiel Rehkitze vor dem sicheren Mähtod zu retten. So konnten allein bei einer Befliegung fünf Kitzen das Leben gerettet werden.“
„Wir sind alle gespannt, welche Herausforderungen uns 2019 erwarten“, so Rogoschik. „Letztendlich werden wir, sollte es wieder ein so extremes Jahr werden, nicht mehr die Anzahl der Tiere aufnehmen wie 2018. Vorher werden wir die Reißleine ziehen müssen und das Zentrum für Neuaufnahmen schließen, um den bis dahin aufgenommenen Tieren gerecht werden zu können.“
Mit 2.414 Tieren aus 181 Arten wurden im vergangenen Jahr die zweitmeisten Tiere in einem Jahr seit der Gründung des NABU-Artenschutzzentrums im Jahr 1980 versorgt. Es ist gut möglich, dass sogar der Höchststand aus dem Jahr 2008 (2.486 Tiere) erreicht worden wäre, wenn nicht vogelgrippebedingt zu Anfang des Jahres bis Mitte Februar keine Vögel aufgenommen werden konnten.
„Auf die Anzahl der Vögel sind die gestiegenen Pflegetierzahlen jedoch nicht so sehr zurückzuführen“, wie Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums, erläutert, „vielmehr hatten wir im Bereich der Reptilien einen starken Zuwachs, der neben dem Zucht- und Wiederansiedlungsprojekt für die Europäische Sumpfschildkröte vor allem auf einige Beschlagnahmungen zurückzuführen war. Insgesamt wird uns die Gruppe der Reptilien auch in Zukunft vermutlich noch sehr beschäftigen, da die Haltung solcher Tiere in Privathand nach wie vor äußerst beliebt ist“.
Die größte Gruppe zu versorgender Tiere wurde wie jedes Jahr von den einheimischen Vögeln gebildet, die es auf 1.381 Tiere aus 91 Arten brachten. Hiervon war fast genau jeder zehnte ein Greifvogel, was in etwa dem langjährigen Schnitt entspricht. Wie schon im Jahr zuvor war der Turmfalke die häufigste Greifvogelart, diesmal mit 65 Individuen. Bei den Eulen wurden 37 Tiere aus 6 Arten gepflegt. Unter ihnen befanden sich auch 10 Waldkäuze, dem „Vogel des Jahres 2017“.
Ebenfalls in höherer Zahl war der Weißstorch als Pflegling im NABU-Artenschutz-zentrum vertreten (42 Individuen), was sicherlich mit dem auf Rekordniveau befindlichen Weißstorchbestand im Freiland in Verbindung zu bringen ist (918 Paare in Niedersachsen und Bremen). Anlass zur Sorge bereitet hier der Nahrungserwerb einiger Störche, denn zum wiederholten Male kam es zu Problemen mit aufgenommenem Müll. „Wir haben wieder einen Storch bekommen, der im Laufe der Behandlung zahlreiche Gummibänder ausgewürgt hat. Das gleiche hatten wir auch schon 2015 bei einem Storch, der fast an den Bändern erstickt wäre. Zudem wurden auch schon weitere Störche in unserer Region beobachtet, wie sie Gummibänder aufgenommen oder ausgewürgt haben. Wahrscheinlich verwechseln sie diese mit Würmern oder ähnlichem Getier“, vermutet Rogoschik.
Die häufigste Art unter den Wildvögeln war einmal mehr die Amsel, die es auf 159 Individuen brachte. Ein guter Beleg dafür, dass der Usutu-Virus, der vor allem in Süddeutschland für hohe Ausfälle bei dieser Art verantwortlich ist, in unserer Region noch nicht für größere Schäden gesorgt hat.
Erstmals mehr als 500 Reptilien
Erstmals in der Geschichte des Zentrums wurden über 500 Reptilien versorgt (539 Tiere/38 Arten). Verantwortlich für diese hohe Zahl ist zum einen das Zucht- und Wiederansiedlungsprojekt für die Europäische Sumpfschildkröte, in dessen Rahmen mit 115 neu ausgewilderten Tieren sich die Gesamtzahl ausgewilderter Tiere nunmehr auf 242 Individuen beläuft. Zum anderen fanden im vergangenen Jahr einige Beschlagnahmungen statt, bei denen knapp 80 Tiere behördlich eingezogen wurden. Innerhalb der Beschlagnahmungen stach ein Fall hervor, bei dem allein knapp 60 Landschildkröten aus tierschutzrechtlichen Gründen eingezogen werden mussten.
Auch bei den Säugetieren gab es einen Anstieg der Pflegetierzahlen auf nun 419 Tiere aus 24 Arten. Besonders Igel (222 Individuen) hatten mit der Witterung zu kämpfen, da sich bis zum Jahresende kein wirklicher Winter einstellen wollte. So kam es, dass dem NABU-Artenschutzzentrum bis zum Jahresende Igel zugetragen wurden, die den Sprung in die Winterruhe noch nicht geschafft hatten.
13 Wildkatzen in Pflege
Auch bei den Säugetieren gab es einen Anstieg der Pflegetierzahlen auf nun 419 Tiere aus 24 Arten. Besonders Igel (222 Individuen) hatten mit der Witterung zu kämpfen, da sich bis zum Jahresende kein wirklicher Winter einstellen wollte. So kam es, dass dem NABU-Artenschutzzentrum bis zum Jahresende Igel zugetragen wurden, die den Sprung in die Winterruhe noch nicht geschafft hatten.
Für eine große Überraschung sorgten ein ganzer Schwung (junger) Wildkatzen (13 Ind.), die aus unterschiedlichen Gründen versorgt werden mussten. Wenn man die Anzahl der Pflegetiere dieser Art in Beziehung zur Anzahl der freilebenden Wildkatzen setzt, so ist von einer weitergehenden Ausbreitung der Art auszugehen.
Die höchste Anzahl Pflegetiere aus dem Landkreis Gifhorn
Mit 669 Tieren stammen die meisten Pflegetiere wie jedes Jahr aus dem Landkreis Gifhorn. Der Grund ist natürlich, dass auch das NABU-Artenschutzzentrum im Landkreis Gifhorn beheimatet ist, was mit kurzen Anfahrtswegen gleichzusetzen ist. Es ist nachvollziehbar, dass die Anzahl der Pflegetiere mit zunehmender Entfernung zum Zentrum schrumpft. Insgesamt erreichten das Zentrum die Tiere jedoch aus immerhin 45 Landkreisen oder kreisfreien Städten aus 9 verschiedenen Bundesländern oder Stadt-Staaten.
Die Gründe für die Einlieferung von Pflegetieren in das NABU-Artenschutzzentrum sind erfahrungsgemäß unterschiedlichster Natur. Den traditionell größten Block stellen die verwaisten Tiere (761 Individuen), gefolgt, von den Kollisionsopfern (235 Individuen), Tiere, denen durch andere Tiere Verletzungen zugefügt wurden (153 Individuen), Zivilisationsopfern (ebenfalls 153 Individuen), und den entwichenen oder ausgesetzten Tieren (143 Individuen). Danach folgt, mit immerhin 129 Tieren, die Gruppe der behördlich eingezogenen Tiere. In den vergangenen Jahren lag die Zahl der beschlagnahmten Tiere immer deutlich unter der 100er-Grenze, was laut Mitarbeiter Joachim Neumann aber nicht am eigentlichen Beschlagnahmungsbedarf liegt: „Wir haben nach wie vor eine Gesetzeslage, die eine Kontrolle der im Umlauf befindlichen Tiere geschützter Arten gar nicht möglich macht, da deren Aufenthaltsorte den Behörden größtenteils nicht bekannt sind. Nach gängigem Recht sind die Käufer solcher Tiere verpflichtet, sie ordnungsgemäß anzumelden, was in den meisten Fällen aber unterbleibt. Weitaus besser wäre es, wenn die Verkäufer geschützter Arten die Käufer bei der Behörde melden müssten.“
Die Auswertung der Einlieferungszeiten hat einmal mehr ergeben, wie wichtig es ist, dass das NABU-Artenschutzzentrum rund um die Uhr erreichbar ist. Etwa jedes dritte Tier wurde außerhalb der regulären Öffnungszeiten von 9:00-17:00 Uhr eingeliefert.
Veranstaltungen sind wichtiger Baustein
Neben der Tierpflege ist für das NABU-Artenschutzzentrum die Umweltbildung ein wichtiges Aufgabenfeld. So fanden 127 Veranstaltungen mit 2.152 Teilnehmern statt. Die häufigsten Veranstaltungen waren 37 Seminare, gleichauf mit 37 Kindergeburtstagen. Darüber hinaus wurden 28 Führungen oder Exkursionen durchgeführt, der Kiki-Klub traf sich 20 Mal in jeweils 2 Gruppen.
Uwe-Peter Lestin, der Vorsitzende des Förderkreises des NABU-Artenschutzzentrums, zeigte sich einmal mehr begeistert vom Storchenfest, welches jedes Jahr im April stattfindet: „Es ist kaum zu glauben. Jedes Jahr freuen wir uns über das Storchenfest und denken, besser kann es nicht werden. Und dann findet das Fest ein Jahr später wieder statt und man stellt fest, dass noch mehr gutgelaunte Menschen gekommen sind und dem Fest irgendwie immer noch einen draufsetzen. Dieses Jahr findet das Storchenfest am 22. April statt. Ich bin schon sehr gespannt, was hier dann wieder auf die Beine gestellt wird.“