Mit insgesamt 3.656 Tieren aus 181 verschiedenen Arten bleibt die Anzahl der betreuten Pflegetiere im Artenschutzzentrum auch in 2023 auf hohem Niveau.
Im Vergleich zu den Vorjahren zeigen die aktuellen Zahlen im zweiten Jahr in Folge aber einen leichten Rückgang des Pflegetieraufkommens, was für Rogoschik aber eine nicht unerwartete Entwicklung ist: „Bei den steigenden Pflegetierzahlen in den Vorjahren handelt es sich in erster Linie um insektenfressende Arten, die aufgrund der mehrjährigen Trockenheit und dem damit verbundenen Nahrungsmangel in Bedrängnis geraten sind. Da es sich hierbei überwiegend um relativ kurzlebige Arten handelt, vor allem Singvögel, führt ein schwacher Reproduktionserfolg über mehrere Jahre recht schnell zu einer Abnahme des Gesamtbestandes, der sich offensichtlich jetzt in den sinkenden Zahlen widerspiegelt.“
Die größte Pflegetiergruppe waren die heimischen Vögel mit 2.466 Tieren aus 95 Arten. Darunter befanden sich fast 200 Greifvögel, die häufigsten Arten davon waren Turmfalken und Mäusebussarde. Auch ein junger, geschwächter Seeadler war zur Erholung im Artenschutzzentrum – ein absolut seltener Gast.
Es ist anzunehmen, dass die Zahl zu betreuender mäusefressender Beutegreifer bis hin zum Weißstorch in der Bilanz 2024 steigen wird, denn den anhaltenden Hochwasserereignissen ab Jahresende sind unzählige Kleinnager zum Opfer gefallen.
Während die Taubenarten (vor allem die Ringeltaube) ganz offensichtlich von den vergangenen Trockenjahren profitierten und hohe Bestandsdichten aufbauen konnten, gerieten die verschiedenen Arten der Entenvögel durch niedrigwasserführende oder austrocknende Gewässer zunehmend in Bedrängnis, da es an sicheren Brut- und Aufenthaltsgewässern fehlte.
Die im NABU-Artenschutzzentrum versorgten 35 Weißstörche entsprechen etwa dem langjährigen Schnitt. Mit großer Sorge beobachtet Bärbel Rogoschik die zunehmende Angewohnheit von Weißstörchen auf Mülldeponien nach Nahrung zu suchen, denn hier fressen sie nicht selten Zivilisationsmüll in Form von Gummibändern und anderen Kunststoffteilen.
Der Igel war unter den Säugetieren neben Eichhörnchen und Siebenschläfer der häufigste Gast im NABU-Artenschutzzentrum. Durch die flächendeckenden Überschwemmungen und bis an die Oberfläche stehendes Bodenwasser werden grade Arten wie Igel, Feldhamster und Co. starke Einschränkungen hinnehmen müssen.
Nach wie vor gibt es eine hohe Zahl Reptilien und Amphibien. 302 Individuen wurden entweder beschlagnahmt oder sind als Fundtiere eingegangenen. Für Joachim Neumann, Mitarbeiter des NABU-Artenschutzzentrums, ist es eine verkehrte Welt: „Die hohe Zahl an Fundtieren und häufig auch deren Zustand zeigt uns Jahr für Jahr deutlich, dass die Haltungsbedingungen vieler Exoten einfach extrem schlecht sein müssen und einer behördlichen Kontrolle sicher nicht standhalten würden. Da den Behörden aber einfach nicht bekannt ist, wo und wie überall exotische Tiere gehalten werden, ist eine Kontrolle der Haltungsbedingungen in fast allen Fällen nicht möglich. Die Einführung einer behördlichen Meldepflicht für Verkäufer und der Nachweis artspezifischer Sachkundenachweise würden diese Situation deutlich verbessern.“
Bedingt durch die Lage des NABU-Artenschutzzentrums im Landkreis Gifhorn kamen die meisten Tiere aus diesem Einzugsgebiet, aber auch aus benachbarten Landkreisen und Städten (insgesamt neun Bundesländer). Eingeliefert werden in erster Linie verwaiste Tiere, dann folgen zahlenmäßig Kollisionsopfer (wie links auf dem Foto ein Wendehals) oder durch andere Tiere verletzte Tiere, entwichene oder auch ausgesetzte Tiere. Viele sind klassische Zivilisationsopfer, aber auch behördlich eingezogene Tiere aufgrund von Tier- oder Artenschutzrecht.
Das Artenschutzzentrum in Leiferde ist darüber hinaus auch ein Umweltbildungs- und Naturerlebniszentrum mit Veranstaltungen wie Kiki-Klub, Führungen, Exkursionen und Kindergeburtstagen. Der echte Besuchsmagnet ist aber das traditionelle Storchenfest mit ca. 4.000 Besuchern im letzten Jahr.
Nach acht aufeinanderfolgenden Jahren mit stark steigenden Pflegetierzahlen, die im Jahr 2021 erstmals die 4.000er-Marke überschritten, „reduzierte“ sich die Anzahl der versorgten Tiere im vergangenen Jahr recht deutlich: es wurden 3.764 Tiere aus 187 Arten im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde versorgt.
„Was zunächst einmal begrüßenswert erscheint, kann auch als Warnsignal gedeutet werden“, berichtet Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums. Am eindrücklichsten lässt sich dies an den gepflegten Singvögeln erläutern, deren Anzahl sich im vergangenen Jahr um 239 Tiere im Vergleich zum Vorjahr reduzierte. „Diese Artengruppe hatte in den letzten Jahren – verstärkt durch mehrere Trockenjahre – große Probleme, ausreichend Nahrung für ihren Nachwuchs heranzuschaffen. Als Folge dessen gab es flächendeckend zahlreiche unterernährte Jungvögel, von denen ein Teil im NABU-Artenschutzzentrum versorgt wurde und hier für steigende Pflegetierzahlen sorgte“, so Rogoschik.
Aufgrund der relativ kurzen Lebensspanne von Singvögeln bedeutet der verstärkte Ausfall von Nachwuchs über mehrere Jahre, dass auch der Gesamtbestand an Singvögeln spürbar schrumpft und somit auch weniger zu pflegende Tiere im NABU-Artenschutzzentrum ankommen. Die häufigsten aufgenommenen Singvögel waren erneut Haussperlinge mit 390 Individuen, gefolgt von Amseln (214), Mehl- (183) und Rauchschwalben (104).
Obwohl die Anzahl der zu pflegenden heimischen Vögel im vergangenen Jahr mit einem Minus von 365 Tieren im Vergleich zum Vorjahr deutlich abnahm, wurde mit 2.538 Vögeln aus 98 Arten immer noch der dritthöchste, je festgestellte Wert erreicht. Die Summe der Tag- und Nachtgreifvögel belief sich auf 190 Tiere, wobei hier die häufigsten Arten Mäusebussard und Turmfalke waren. Insgesamt wurden 36 Weiß- und drei Schwarzstörche gepflegt. „Leider treten seit 2015 alljährlich Weißstörche als Pfleglinge auf, die Gummibänder gefressen haben, die letztendlich zum Tode führen können. Eine Verbesserung dieser Situation ist nicht in Sicht“, bedauert die Naturschützerin.
Neben 17 Papageien, die sich leider nur äußerst schwer vermitteln lassen, wurden auch 584 Reptilien gepflegt, davon 329 Europäische Sumpfschildkröten, die im Zuge des Zucht- und Auswilderungsprojektes gehalten werden. „Als besonderer Meilenstein konnte die erste erfolgreiche Freilandreproduktion eines im Jahr 2016 ausgewilderten Weibchens dokumentiert werden“, erläutert Bärbel Rogoschik. Des Weiteren teilte sich die Gruppe der Reptilien in 95 Wasserschildköten, 88 Landschildkröten, 34 Schlangen sowie 38 Echsen auf.
Bis auf einen deutlichen Rückgang der im NABU-Artenschutzzentrum gepflegten Igel, hat sich in der Gruppe der Säugetiere im Vergleich zum Vorjahr kaum etwas geändert. Diese summierten sich im Bezugsjahr auf 583 Tiere aus 21 Arten, zu denen der Igel als häufigste Art mit 352 Exemplaren (96 weniger als im Vorjahr) beisteuerte. Auch hier können die fallenden Zahlen, bedingt durch eine ähnliche Wirkungsweise wie bei den Singvögeln, auf einen sinkenden Freilandbestand dieser insektenfressenden Art hindeuten. In die Rubrik der Säugetiere fallen auch sieben Wildkatzen, von denen bereits sechs Tiere ausgewildert wurden.
Insgesamt stammen die im vergangenen Jahr im NABU-Artenschutzzentrum versorgten Tiere aus 54 Landkreisen oder kreisfreien Städten aus 12 Bundesländern oder Stadtstaaten. Aufgrund der Lage des Zentrums im Landkreis Gifhorn, kamen auch im vergangenen Jahr die meisten Tiere (1.003) aus eben diesem Bereich, gefolgt von Braunschweig mit 508 Tieren, Peine mit 375, Wolfsburg mit 297 und Hildesheim mit 228 tierischen Pflegefällen.
„Trotz des Rückganges um 204 Tiere, war die Kategorie der „Waisen“ mit 1.265 Tieren mit weitem Abstand traditionell die zahlenstärkste“, berichtet Joachim Neumann, Mitarbeiter im NABU-Artenschutzzentrum. „Dem folgen traditionell die Tiere, die durch Kollisionen (481) mit beispielsweise Kraftfahrzeugen oder Scheiben zu Schaden kommen. Als nächstfolgende Ursache sind die Verletzungen durch andere Tiere (227), zumeist Hauskatzen, zu nennen. Einen deutlichen Zuwachs hatten die sogenannten Witterungsopfer zu verzeichnen, die im Bezugsjahr mit 219 Tieren zu Buche schlugen. Ursache hierfür waren hauptsächlich Hitzephasen im Mai und der zweiten Junihälfte, die vor allem den Gebäudebrütern zu schaffen machten. In der folgenden Kategorie der Zivilisationsopfer (183) sind die Tiere zusammengefasst, die durch Handlungen, Bauwerke, Hinterlassenschaften etc. des Menschen zu Schaden gekommen sind. Hierzu zählen auch fast alle „Kollisionsopfer“ und ein Großteil der „Waisen“, welche aber aufgrund der Vielzahl der Fälle seit jeher in eigenen Kategorien geführt werden. So sind auch im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Tiere in ungesicherte Schornsteine, Fenster- und Lüftungsschächte, Kellerabgänge oder Pools gefallen oder haben sich in Schnüren, Netzen, Drähten oder Müll verfangen. Ebenfalls leicht zu verhindern wären Fälle, bei denen Tiere an Leimringen, Klebefallen oder Mausefallen zu Schaden gekommen sind. Nach wie vor auf hohem Niveau bewegt sich die Zahl der entwichen oder ausgesetzt aufgefundenen Tiere (137). In aller Regel handelt es sich hier um exotische Tiere, die unter den hiesigen klimatischen Bedingungen nur kurzzeitig oder zumindest nicht dauerhaft überlebensfähig sind. Die letzte zu beschreibende Kategorie mit dreistelliger Fallzahl ist die der behördlich eingezogenen Tiere (104) aufgrund von Verstößen gegen das Artenschutz- oder Tierschutzgesetz.“
2022 fanden insgesamt 77 Veranstaltungen statt, an denen 1.376 Menschen teilnahmen. Hinzu kam das Storchenfest mit geschätzten 4.000 Personen, das nach drei Jahren endlich wieder stattfinden konnte. Mit diesen Zahlen liegt das Zentrum etwas über der Hälfte der „normalen Jahre“. So gab es 2022 noch Einschränkungen bezüglich Corona sowie kurzfristige Absagen von gebuchten Veranstaltungen aufgrund einer Coronaerkrankung. Erschwerend kam die Vogelgrippe im Landkreis Gifhorn hinzu, so dass das Zentrum erst wieder am 21. März für Besucher öffnen konnte.
Große Sorgen macht die Vogelgrippe, die mittlerweile nicht mehr „nur“ in der Vogelzugzeit ein
Thema ist, sondern auch in den Sommermonaten grassiert und zu erheblichen Einschränkungen bezüglich der Pflege und Aufnahme von Vögeln als auch zur Schließung des Geländes führen könnte. „Des
Weiteren machen uns die Kostensteigerungen auf allen Ebenen (Energie, Wasser, Futter, tierärztliche Versorgung, Medikamente) Sorgen. Infolgedessen werden wir keine neuen Baumaßnahmen anstreben,
sondern das Nötigste reparieren und Instanthaltungsmaßnahmen durchführen“, erläutert Uwe-Peter Lestin, 1. Vorsitzender des Förderkreises vom NABU-Artenschutzzentrum.
Der seit dem Jahr 2018 rasante Anstieg der Pflegetierzahlen setzte sich auch im vergangenen Jahr mit erstmals über 4.000 zu pflegenden Tieren in einem Jahr fort. Mit 4.185 Tieren aus 198 Arten wurde das höchste Ergebnis seit Bestehen des NABU-Artenschutzzentrums erreicht.
„Diese Entwicklung ist überwiegend auf die wachsende Anzahl an Pfleglingen aus der Gruppe der heimischen Vögel zurückzuführen“, sagt Bärbel Rogoschik, „die durch zunehmenden Insektenschwund, Trockenheit und die Hitze der letzten drei Jahre Probleme besonders bei der Aufzucht ihrer Jungen hatten“.
So wurden 2.903 heimische Vögel gepflegt, eine Tieranzahl, die bis 2017 noch nicht einmal als Gesamtzahl an Tieren erreicht wurde. Zu den zahlenmäßig häufigsten versorgten Singvögeln zählten Haussperlinge mit 476, Amseln mit 273, Mehlschwalben mit 137 und Rauchschwalben mit 109 Individuen.
Als besondere Vögel wurden 5 Rotmilane, 3 Wanderfalken, eine Kornweihe (selten, s. Foto bei der Auswilderung), 6 Uhus, ein Schwarzstorch, ein Knutt (absolute Seltenheit im Inland), ein Wiedehopf sowie 4 Wasserrallen aufgenommen.
Die Ursachen der Einlieferung waren vielfältig und gingen teilweise auf menschliches Handeln zurück. So wurden 1.469 Vogelwaisen eingeliefert, deren Aufzucht bei Singvögeln Großteils mit Insekten stattfindet, deren Bestände bekanntermaßen rückläufig sind. Die drei trockenen Jahre haben diese Tendenz sicher noch verstärkt. Auch Anflugopfer (meist Kraftfahrzeuge oder Scheiben) nahmen mit 521 Fällen einen hohen, aber konstanten Wert ein, deren Folgen für die Tiere durchaus tödlich sein können. Weitere Ursachen stellen Verletzungen durch andere Tiere dar (285 Fälle, meist Hauskatzen) sowie eine Kategorie von Zivilisationsopfern mit 246 Tieren, die durch Gruben, Netze, Klebefallen, Wassertonnen, diverse Gartengeräte wie Freischneider, Mähroboter bis hin zu Straftaten wie das Entfernen von Nestern zu Schaden gekommen sind.
Neben den 21 exotischen Vögeln, allesamt Papageien, war die Gruppe der gepflegten Reptilien und Amphibien mit insgesamt 503 Tieren in 57 Arten erheblich größer.
Für das Projekt zur Zucht und Auswilderung der Europäischen Sumpfschildkröten wurden 243 Individuen gehalten. Aber auch die Pflege und Unterbringung von 57 unterschiedlichen Reptilienarten verlangte eine sehr hohe Flexibilität. 76 Landschildkröten in 7 Arten, 84 Wasserschildkröten in 16 Arten, 56 Schlangen in 16 Arten und 34 Echsen in 15 Arten sowie 3 Amphibienarten mussten täglich, von dem drei Zentimeter großen Gecko bis zur über drei Meter langen Riesenschlange oder der bissigen sieben Kilo schweren Schnappschildkröte, artgerecht versorgt werden.
Bedauerlicherweise wurden im letzten Jahr wieder 139 exotische ehemalige Hausgenossen, die im Freiland gefunden wurden, aufgenommen, von denen nur ein geringer Teil wohl von selbst die Flucht ergriffen hatte.
Extrem hoch war im Jahr 2021 auch die Gruppe der Säugetiere, die mit 696 Tieren in 21 Arten einen Höchstwert erreichte.
Die einmal mehr häufigste Art war der Igel mit allein 447 Individuen. Zum allerersten Mal wurde ein Biber versorgt, der nach zweiwöchiger Behandlung wieder gesund ausgewildert werden konnte.
Mit Abstand die meisten Tiere (1.078) wurden aus dem Landkreis Gifhorn ins Zentrum gebracht, dann folgt der Landkreis Peine mit 543 Tieren, die Stadt Braunschweig mit 514, die Region Hannover mit 322, die Stadt Wolfsburg (297) und die Landkreise Hildesheim (244), Celle (236), Helmstedt (188), Wolfenbüttel (153) und Salzgitter (144). Insgesamt kamen die Pflegetiere aus 57 Landkreisen oder Städten aus 11 Bundesländern oder Stadtstaaten.
Durch das Auftreten der Pandemie, verbunden mit einer Schließung des Freigeländes, konnte die so wichtige Umweltbildung über viele Monate nicht stattfinden. Erst ab Juni wurde damit wieder eingeschränkt gestartet. Immerhin fanden 48 Veranstaltungen statt, an denen 681 Personen teilnahmen. Leider konnte zum zweiten Mal das Storchenfest nicht stattfinden.
„Die Rettung von Rehkitzen vor dem Mähtod wird mittlerweile seit vier Jahren durch das NABU-Artenschutzzentrum betrieben“, berichtet Joachim Neumann. „In dieser Zeit wurden etwa 200 Rehkitze mittels Drohne mit Wärmebildkamera aufgespürt und gesichert. Im letzten Jahr wurden 63 Kitze gefunden. Als Besonderheit haben wir auch zwei Rohrweihennester gefunden und in Absprache mit der Naturschutzbehörde und den Landwirten eine Einigung zu Gunsten der Jungtiere erzielt“.
Es bleibt zu hoffen, dass das Jahr 2022 etwas besser wird und das Storchenfest Ende April endlich wieder stattfinden kann. Weniger tierische Notfälle, ausgewogenere Wetterlagen und endlich ein Ende der Coronapandemie wäre traumhaft. Dies wird wahrscheinlich nicht passieren. Da seit dem 21. Dezember Aufstallungsgebot wegen der Geflügelpest besteht, fängt das Jahr 2022 nicht positiv an.
Im Jahr 2020 wurde das NABU-Artenschutzzentrum 40 Jahre alt. Eigentlich war der Plan, dies im Rahmen des Storchenfestes entsprechend zu würdigen. Doch es kam, wie für alle Menschen auch, anders.
Das als Corona-Jahr in die Geschichte eingehende Jahr war auch in Leiferde ein neuer Meilenstein. So wurden 3.939 Tiere in 216 Arten, so viele wie nie zuvor, gepflegt. Veranstaltungen fanden kaum mehr statt und das Zentrum musste monatelang schließen.
„Es war ein sehr besonderes Jahr, in dem wir viele Einschränkungen hinnehmen mussten“, schildert Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums. „Der Zuspruch der Menschen, die uns trotz der Widrigkeiten Tiere gebracht haben war allerdings ungemein groß“. Die Spendenbereitschaft war bemerkenswert und reichte vom Tierfutter über Werkzeug, Waschmittel, Patenschaften bis zu maßgeblichen Geldbeträgen. „Ohne diese Unterstützung hätten wir das Jahr nicht überstanden“, berichtet sie weiter. „Ich erinnere mich aber besonders an die Spende eines Jungen, der sein Taschengeld für die Tiere geopfert hat, an eine Schulklasse, die uns Storchenbilder gemalt hat und an unendlich viele liebe Worte von so vielen Menschen, die uns mental unterstützt haben“.
Eine klare Zunahme gab es, wie in den letzten Jahren auch, bei den heimischen Vögeln. So wurden 2.682 Individuen aus 95 Arten versorgt. Da es sich dabei zum überwiegenden Teil um Singvögel handelte, liegt der Grund höchstwahrscheinlich an der geringeren Verfügbarkeit der Insekten, deren Abwärtstrend durch die trockenen letzten Jahre noch verstärkt wurde. Ein Ergebnis dieser Situation war, dass viele Singvögel nicht genug Nahrung für ihren Nachwuchs sammeln konnten, so dass sich die Jungvögel in einem verhältnismäßig schlechten Zustand befanden. Die häufigsten Arten bei den Singvögeln waren Haussperlinge mit 329, Amseln mit 216, Mehlschwalben mit 179, Rauchschwalben mit 121 und Kohlmeisen mit 96 Individuen. Der Umstand, dass neben den Singvögeln auch andere Insektenfresser wie Mauersegler (126 Individuen) und Igel (366 Individuen) in steigenden Zahlen versorgt werden mussten, bekräftigt diese Vermutung.
Auch die Coronasituation mit der erhöhten Aufmerksamkeit vieler Menschen auf ihre Umgebung trug dazu bei, dass vermehrt Tiere ins Zentrum gelangten, die sich nicht immer als Notfälle herausstellten.
Bei den Tag- und Nachtgreifvögeln wurden insgesamt 305 Exemplare gepflegt, wobei die häufigsten Vertreter Turmfalken (117), Mäusebussarde (61) und Schleiereulen (47) waren. Allesamt Mäusefresser, deren Beute im Sommer noch gut vertreten war, zum Herbst gebietsweise schon weniger wurde.
Der Weißstorch, als Wappenvogel des Naturschutzbundes, konnte in Niedersachsen und Bremen auf ein neues hohes Niveau von 1.306 Brutpaaren steigen, nicht zuletzt durch das Angebot von stetig zunehmenden Nisthilfen und einer hohen Mäusepopulation im Sommer, der die Trockenheit sehr zugute kam. Im Zentrum wurden 37 überwiegend junge Weißstörche versorgt. Leider setzte sich der „Trend“ der letzten Jahre, dass die Nahrungssuche bei den Weißstörchen auf Mülldeponien stattfindet, fort und im Zentrum wurden allein 3 Jungstörche mit Gummibandaufnahme eingeliefert, denen es augenscheinlich schlecht ging.
Äußerst selten aber sehr erfolgreich war die Versorgung von vier jungen Schwarzstörchen (zwei davon aus Schleswig-Holstein), deren Bestand bei uns keineswegs als gesichert gelten kann. So wurden jeweils zwei Jungvögel aus zwei Nestern geborgen, deren Geschwister, wohl auf Grund der anhaltenden Trockenheit und damit mangelnder Nahrungsgrundlage, schon verendet waren.
In der Minderzahl, wenn auch nicht beim Pflege- und Platzaufwand, befanden sich 23 Papageien aus 13 Arten. Da es sich bei den meisten Tieren um, von Behörden eingezogene, Einzeltiere (was es gar nicht mehr geben dürfte) handelte, deren gesundheitlicher Status nicht der beste war, lassen sich die meisten dieser wunderbaren Vögel nur schwerlich vermitteln.