Aufgepasst: Igel unterwegs

 

August und September sind die Hauptgeburtsmonate der Igel. Da ist es klar, dass die Anzahl der Jungigel im Oktober sehr hoch ist. Auch im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde drehen sich momentan viele Anfragen um das Thema Jungigel. Meist beginnt der Anruf mit den Worten: „Ich habe einen kleinen Igel gesehen, der schafft das doch gar nicht durch den Winter zu kommen. Kann ich Ihnen den bringen?“ Andere Anfragen berichten von kleinen Igeln, die bei der Gartenarbeit gefunden wurden, andere wurden ins Haus geholt, weil es zu warm oder zu kalt im Freiland war oder weil ein überfahrener Igel in der Nähe am Straßenrand lag.

Für Bärbel Rogoschik, Leiterin des Artenschutzzentrums, ist dieses Handeln falsch verstandener Tierschutz: „Der Igel gehört zu den geschützten Tierarten, die weder gefangen noch getötet werden dürfen“, so Bärbel Rogoschik. „Das Bundesnaturschutzgesetz beschränkt eine Naturentnahme auf absolute Ausnahmen: Ausschließlich verletzte oder kranke Igel dürfen zeitweise aufgenommen werden, um sie gesund zu pflegen und alsbald wieder in die Natur zu entlassen. Dies trifft bei den meisten jungen Igeln, die kleinere Ausflüge im Garten unternehmen, nicht zu.“

Gerade die Mitnahme eines weiblichen Igels kann für das Tier fatale Folgen haben. Es kann zu Komplikationen bei der Geburt für das Muttertier kommen bzw. zum Verhungern der zurückgelassenen Igelkinder.

 

Besonders verstörend ist für die Leiterin des Artenschutzzentrums, dass auch immer mehr Jungigel vorbeigebracht werden, die offensichtlich durch die Menschen verursachte Verletzungen aufweisen: „Wir erhalten immer wieder Tiere, die durch Mähroboter und Freischneider üble Schnittverletzungen ausweisen und das wird nur die Spitze des Eisbergs sein, die wir zu sehen bekommen.“

 

Den Laubabwurf der Bäume nutzen die Igel als Unterschlupf. Bärbel Rogoschik appelliert „Das Laub sollte im Garten einfach liegen gelassen werden. Die Laubhaufen sind ideale Behausungen für die Igel – gerade zur Jungenaufzucht.“ Rogoschik berichtet auch von vielen Unternehmen, welche unter Palettenstapel Igelnester mit Säuglingen entdecken. „Diese sollten an Ort und Stelle belassen werden. Denn bei der Mutter geht es den Jungigeln am besten.“

Im privaten Bereich sind naturnahe Gärten mit dichten Hecken und einheimischen Gehölzen sowie Reisig-, Laub- und Komposthaufen sowohl als Nahrungsräume als auch als Winterquartier von großer Bedeutung. Das NABU-Artenschutzzentrum ruft dazu auf, den eigenen Garten igelgerecht zu machen. Dazu gehört, Reisig- oder Laubhaufen aufzuschichten und ‚Igelfallen‘ zu entschärfen.

„Das heißt, Gräben, Keller- oder Lichtschächte sollten mit Brettern versehen und Ausstiegshilfen geschaffen werden“, erklärt Rogoschik. „Gleiches gilt für Teiche mit senkrechten Ufern.“ Auch künstliche Verstecke werden jederzeit gerne angenommen, und das nicht nur für den Winterschlaf. Die sogenannten Igelburgen können ohne großen Aufwand selbst gebaut werden oder sind in unterschiedlichsten Ausführungen auch im Fachhandel erhältlich. Übrigens: erst wenn die Bodentemperatur langfristig um den Gefrierpunkt liegt, ziehen sich die Igel komplett zurück.