Nachdem am 18.2.2017 Fridolin Leiferde erreicht und sofort seien Horst auf dem Schornstein in Besitz genommen hatte, begann für das Team des NABU-Artenschutzzentrums das „Storchenjahr“. Fridolin baute eifrig am Nest und Warten war angesagt.
Neun Tage später, am 27.2.2017 erschien Friederike am Horizont und landete auf dem angestammten Nest. Sofortige Paarungen folgten und die Ausbesserungen am Nest hielten beide auf Trab.
Da die Temperaturen noch relativ frisch waren, ließ sich Friederike Zeit mit der Eiablage. Am 21.3.2017 jedoch begann das Brutgeschehen, bei dem sich beide Partner abwechseln. Genau einen Monat später, am 21.4.2017 erfolgte der Schlupf des ersten Jungstorches. Da Störche meist mit dem ersten gelegten Ei mit der Brut beginnen, schlüpfen auch die kleinen Störche zeitlich versetzt. Das birgt für die zuletzt geschlüpften Störche den Nachteil, dass sie von den „älteren“ Störchen vom Futter weggedrängt werden. Jeder Jungstorch besitzt einen sehr gesunden Futterneid, der dazu führt, dass jedem Artgenossen das Futter streitig gemacht wird.
Ist schnabelgerechtes Futter, in der ersten Lebensphase Insekten, Schnecken, Regenwürmer oder Kaulquappen (Störche können Futter nicht für die Jungen zerkleinern), im Überfluss vorhanden, so stehen die Chancen gut, dass es der größte Teil der Jungstörche schafft, wenn nicht stirbt ein Teil der Jungstörche.
Ein Storchenküken schlüpft mit einem Gewicht von ca. 80g. Nach 2 Wochen hat es sein Gewicht normalerweise mehr als verzehnfacht. Im Durchschnitt müssen die Storcheneltern bis zum ersten Flug eines Jungstorches über 50 kg Futter heranschaffen. Rechnet man bei einer Storchenfamilie mit 2 Jungen, so müssen die Storcheneltern mehr als 164 kg Futter in rund 2 Monaten zusammentragen.
Mittlerweile sind bei Fridolin und Friederike nur mehr 2 Jungstörche, vermutlich die zuerst geschlüpften, im Nest zu finden.
Neben der Futterbeschaffung haben dieses Jahr beide Störche mit einem sehr hohen Stresslevel zu kämpfen. Auf dem gegenüberliegenden Dachfirst unseres Haupthauses treiben ständig 1-3 Störche ihr „Unwesen“. Einen davon ist den Mitarbeitern bekannt, da er vor 2 Jahren hier gepflegt wurde. Normalerweise verbringen Weißstörche ihre Junggesellenzeit bis zur Geschlechtsreife in Afrika. Dies scheint sich eventuell zu wandeln, da in diesem Jahr so viele Jungstörche wie nie zuvor in Niedersachsen anzutreffen sind.
Für das Storchenpaar vom Schornstein bedeutet die Anwesenheit der Störche auf dem Dach einen großen Enegieaufwand, da diese neuen Nachbarn immer wieder vertrieben werden müssen und ständig durch lautes Geklapper ihren Besitzanspruch auf das Dach geltend machen. Ebenso eine erhöhte Präsenz, d.h. Anwesenheit auf dem Nest, was wiederum weniger Nahrung für die Jungen bedeutet. Auf alle Fälle eine erhöhte Unruhe im Umfeld und somit weniger Ruhepausen und Niederlegen im Nest, um die Jungen zu wärmen. Eine solche Situation gab es noch nie vor Ort. Greift man jetzt ein, kann es dazu führen, dass Fridolin oder Friederike den Neststandort aufgeben und die Jungstörche das Nest besetzen. Dies wird spätestens im nächsten Jahr zu schweren Kämpfen um das Nest führen, falls das alteingesessene Paar zurück kehrt.
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