Kleine Griechische Landschildkröte gefunden

Am Montagmittag den 18.3.2024 wurde eine kleine Griechische Landschildkröte, auf dem Rücken liegend, in einem Garten in der Stadt Gifhorn aufgefunden. Leider war der Bewohner des Hauses nicht der Besitzer der Schildkröte, daher wurde das Tier, zur weiteren Versorgung, in das NABU-Artenschutzzentrum gebracht.

  

Denkbar ist, laut Bärbel Rogoschik vom NABU-Artenschutzzentrum, dass sich die Schildkröte dort eingewintert hat und nun, durch die steigenden Temperaturen, wach und an die Oberfläche gekrabbelt ist. Vielleicht ist das Tier im letzten Jahr aus einem „Gehege“ ausgebüxt oder wurde im Vorjahr ausgesetzt. Eventuell war sie auch ein Weihnachtsgeschenk und wurde entsorgt?

  

Wer solch ein Tier vermisst oder weiß wo es ursprünglich herkommt, meldet sich bitte im NABU-Artenschutzzentrum unter: artenschutz@nabuzentrum-leiferde.de.

 

Vorangegangene Dürresommer zeigen Auswirkungen und derzeitige Hochwasser lassen Folgen fürs nächste Jahr vermuten

 

Mit insgesamt 3.656 Tieren aus 181 verschiedenen Arten bleibt die Anzahl der betreuten Pflegetiere im Artenschutzzentrum auch in 2023 auf hohem Niveau. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigen die aktuellen Zahlen im zweiten Jahr in Folge aber einen leichten Rückgang des Pflegetieraufkommens, was für Rogoschik aber eine nicht unerwartete Entwicklung ist: „Bei den steigenden Pflegetierzahlen in den Vorjahren handelt es sich in erster Linie um insektenfressende Arten, die aufgrund der mehrjährigen Trockenheit und dem damit verbundenen Nahrungsmangel in Bedrängnis geraten sind. Da es sich hierbei überwiegend um relativ kurzlebige Arten handelt, vor allem Singvögel, führt ein schwacher Reproduktionserfolg über mehrere Jahre recht schnell zu einer Abnahme des Gesamtbestandes, der sich offensichtlich jetzt in den sinkenden Zahlen widerspiegelt.“

Heimische Tiere – Profiteure oder Opfer anhaltender Klimaveränderungen oder des Menschen selbst

 

Die größte Pflegetiergruppe waren die heimischen Vögel mit 2.466 Tieren aus 95 Arten. Darunter befanden sich fast 200 Greifvögel, die häufigsten Arten davon waren Turmfalken und Mäusebussarde. Auch ein junger, geschwächter Seeadler war zur Erholung im Artenschutzzentrum – ein absolut seltener Gast. Es ist anzunehmen, dass die Zahl zu betreuender mäusefressender Beutegreifer bis hin zum Weißstorch in der Bilanz 2024 steigen wird, denn den anhaltenden Hochwasserereignissen ab Jahresende sind unzählige Kleinnager zum Opfer gefallen.

 

Während die Taubenarten (vor allem die Ringeltaube) ganz offensichtlich von den vergangenen Trockenjahren profitierten und hohe Bestandsdichten aufbauen konnten, gerieten die verschiedenen Arten der Entenvögel durch niedrigwasserführende oder austrocknende Gewässer zunehmend in Bedrängnis, da es an sicheren Brut- und Aufenthaltsgewässern fehlte.

 

Die im NABU-Artenschutzzentrum versorgten 35 Weißstörche entsprechen etwa dem langjährigen Schnitt. Mit großer Sorge beobachtet Bärbel Rogoschik die zunehmende Angewohnheit von Weißstörchen auf Mülldeponien nach Nahrung zu suchen, denn hier fressen sie nicht selten Zivilisationsmüll in Form von Gummibändern und anderen Kunststoffteilen.

 

Der Igel war unter den Säugetieren neben Eichhörnchen und Siebenschläfer der häufigste Gast im NABU-Artenschutzzentrum. Denkbar sei es laut Rogoschik, dass das Pflegetieraufkommen von Igeln durch die flächendeckenden Überschwemmungen und bis an die Oberfläche stehende Bodenwasser im nächsten Jahr rückläufig sein wird.

 

Nach wie vor gibt es eine hohe Zahl Reptilien und Amphibien. 302 Individuen wurden entweder beschlagnahmt oder sind als Fundtiere eingegangenen. Für Joachim Neumann, Mitarbeiter des NABU-Artenschutzzentrums, ist es eine verkehrte Welt: „Die hohe Zahl an Fundtieren und häufig auch deren Zustand zeigt uns Jahr für Jahr deutlich, dass die Haltungsbedingungen vieler Exoten einfach extrem schlecht sein müssen und einer behördlichen Kontrolle sicher nicht standhalten würden. Da den Behörden aber einfach nicht bekannt ist, wo und wie überall exotische Tiere gehalten werden, ist eine Kontrolle der Haltungsbedingungen in fast allen Fällen nicht möglich. Die Einführung einer behördlichen Meldepflicht für Verkäufer und der Nachweis artspezifischer Sachkundenachweise würden diese Situation deutlich verbessern.“

 

Wie kommen die Tiere ins NABU-Artenschutzzentrum?

 

Bedingt durch die Lage des NABU-Artenschutzzentrums im Landkreis Gifhorn kamen die meisten Tiere aus diesem Einzugsgebiet, aber auch aus benachbarten Landkreisen und Städten (insgesamt neun Bundesländer). Eingeliefert werden in erster Linie verwaiste Tiere, dann folgen zahlenmäßig Kollisionsopfer oder durch andere Tiere verletzte Tiere, entwichene oder auch ausgesetzte Tiere. Viele sind klassische Zivilisationsopfer, aber auch behördlich eingezogene Tiere aufgrund von Tier- oder Artenschutzrecht.

 

Storchenfest am 21. April 2024

 

Das Artenschutzzentrum in Leiferde ist darüber hinaus auch ein Umweltbildungs- und Naturerlebniszentrum mit Veranstaltungen wie Kiki-Klub, Führungen, Exkursionen und Kindergeburtstagen. Der echte Besuchsmagnet ist aber das traditionelle Storchenfest mit ca. 4.000 Besuchern im letzten Jahr. Uwe-Peter Lestin, Vorsitzender des Förderkreises des NABU-Artenschutzzentrums, freut sich, dass am Sonntag, dem 21. April, von 11.00 bis 17.00 Uhr wieder das Storchenfest stattfinden wird. Er ruft dazu auf, den Weg nach Leiferde mit dem Fahrrad anzutreten. „Dadurch wird die Umwelt geschont, man erhält ein kostenloses Begrüßungsgetränk und hat keine Parkplatzprobleme.“

 

 


Willkommen im NABU-Artenschutzzentrum

Für Mensch und Natur

Ansicht des NABU-Artenschutzzentrums von der Straße kommend
Das NABU-Artenschutzzentrum Leiferde

 

Durch menschlichen Einfluss verunglücken täglich Wildtiere in großer Zahl. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) nimmt dies als ethische Verpflichtung und hat mit dem NABU - Artenschutzzentrum Leiferde, im Landkreis Gifhorn gelegen, eine Einrichtung geschaffen, die wirkungsvoll helfen kann.

 

Das Zentrum wurde 1980 auf dem Gelände einer alten Molkerei gegründet, dessen Hauptziel es ist, hilfsbedürftige einheimische Wildtiere, hauptsächlich Vögel, zu pflegen und so schnell wie möglich geheilt in ihre natürlichen Lebensräume zu entlassen. Nicht alle überleben die Folgen eines Unfalls und können wieder ausgewildert werden. Diejenigen, bei denen keine Auswilderung mehr möglich ist, werden an öffentliche Einrichtungen weitervermittelt oder bleiben als "Dauergast" in Leiferde. Die Funktion als Betreuungsstation für Wildtiere umfasst auch die Aufgaben einer staatlich anerkannten zentralen Storchenpflegestation für Niedersachsen.

 

Darüber hinaus nimmt das NABU - Artenschutzzentrum exotische Wildtiere wie z.B. Papageien, Schildkröten und Schlangen auf, die wegen Verstoßes gegen die Artenschutz- oder Tierschutzgesetzgebung behördlich beschlagnahmt worden sind. Förderung für diese Aufgaben erhält das NABU-Artenschutzzentrum als anerkannte Betreuungsstation, vom Land Niedersachsen, vertreten durch das NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz).

Insgesamt wurden im letzten Jahr über 4.185 Tiere im Artenschutzzentrum in 198 Arten gepflegt. Das bedeutet für die Mitarbeiter, dass rein rechnerisch ca. alle 2:06 Stunden, Tag und Nacht, Sonn- oder Feiertag ein neuer Pflegling aufgenommen wird.

 

Um die Bevölkerung für den Naturschutz zu sensibilisieren, erhält die umweltpädagogische Arbeit des NABU - Artenschutzzentrums zunehmende Bedeutung. Täglich werden hier Auskünfte erbeten, Materialien angefordert und Kontakte vermittelt. Für Besucher aus ganz Deutschland ist das NABU - Artenschutzzentrum ein beliebtes Ausflugsziel geworden.